Galizier

Galizier
Ga|li|zi|er, der; -s, -:
Ew.

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Galizi|er,
 
die Bevölkerung Galiziens, vor dem ukrainisch-polnischen Bevölkerungsaustausch 1946 unterschieden in drei Gruppen: Polnische Galizier: Krakowiaken (in der Woiwodschaft Krakau), Lasowiaken (in den waldreichen Gegenden, besonders an San und Weichsel) und Goralen (in den Beskiden und der Hohen Tatra). Sie betrieben in den Ebenen v. a. Ackerbau, Viehzucht und Kleingewerbe, an den Flüssen Flößerei und im Gebirge Schafzucht. In den Ebenen herrschte das Straßendorf, im Gebirge der Einzelhof vor (meist strohgedeckte Holzhäuser). Ukrainische Galizier, bis Ende des 19. Jahrhunderts auch Ruthenen genannt: v. a. Podolanen (auf der Podolischen Hochebene), Wolhynianen (am oberen Styr bis zum Quellgebiet des Zbrucz), Nistrowianen (im Dnjestrtal), Huzulen (in den südöstlichen Waldkarpaten), Bojken (in den Waldkarpaten westlich der Lemniza bis zur Solinka) und Lemken (in den Niederen Beskiden). Sie hatten eine hoch entwickelte Volkskunst (Töpferei, v. a. Ofenkacheln bei den Huzulen, Schnitzereien mit Kerbschnitt und Brandtechnik, Textil- und Flechtkunst). Typ. Musikinstrumente waren die Duda, die an das Alphorn erinnernde Trembita und die Sopialka, eine Art Schalmei. Galizische Juden: Nachkommen der aus Mitteleuropa seit dem 13. Jahrhundert nach Galizien eingewanderten Juden, die zu den Aschkenasim gehörten; Umgangssprache war Jiddisch. In Galizien, seit dem 18. Jahrhundert Zentrum chassidischer und kabbalistischer Bestrebungen sowie einer blühenden (ost-)jüdischen Kultur, lebten um 1910 (nach Schätzungen) etwa 900 000 Juden; 1942/43 wurde der größte Teil der galizischen Juden in den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern Opfer des Holocaust.
 
 
S. Miller: Dobromil. Life in a Galician shtetl, 1890-1907 (New York 1980);
 M. Pollack: Nach Galizien. Von Chassiden, Huzulen, Polen u. Ruthenen (Wien 1984).

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Ga|li|zi|er, der; -s, -: Ew.

Universal-Lexikon. 2012.

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